GRAMASTETTEN/OTTENSHEIM. "Ich hab' einen Schock gekriegt. Das linke Ohr
war vor lauter Zecken ganz schwarz", erzählt Manuela Horner, die
Mutter von Tamara. Ärzte der Kinderklinik befreiten ihre Tochter
schließlich von rund 200 Zecken.
"Es war der Zwickeltag vor dem 1. Mai. Ich habe arbeiten müssen
und Tamara freute sich so auf den Ausflug mit ihrer Freundin
Sophie", erzählt die 34-jährige Angestellte Manuela Horner aus
Ottensheim. Im Rodltal, zwischen Rottenegg und Gramastetten, wollten
die beiden Hauptschülerinnen einen Onkel besuchen. In dessen Garten
haben sie im Gras gespielt und waren auch im nahen Wald unterwegs.
"Am Abend sind sie müde ins Bett gefallen, und am nächsten Morgen
hat es die Tamara überall gejuckt", erzählt die Mutter. "Plötzlich
hab ich die vielen Zecken gesehen. Am Hals, in den Ohren, zwischen
den Wimpern und vor allem auf dem Kopf", sagte sie den OÖN und Life
Radio.
Die Hausärztin schickte Mutter und Kind sofort in die
Kinderklinik, dort befreiten drei Ärzte drei Stunden lang die
verängstigte Tamara von rund 200 Zecken. Klaus Schmitt, Leiter der
Infektionsabteilung: "Ich bin 20 Jahre an der Klinik. Aber so etwas
habe ich noch nie gesehen." Da die Zecken sehr klein waren wird
vermutet, dass Tamara mit einem Nest in Berührung gekommen ist.
Die Schülerin war Gott sei Dank geimpft, es bestand keine Gefahr
einer Viruserkrankung. Lediglich die stundenlange Prozedur, bei der
Zecke um Zecke mit einer Pinzette vorsichtig herausgedreht wurde,
musste Tamara überstehen. Auch Freundin Sophie war gebissen worden,
allerdings nur von einer Zecke.
So wie für die Ärzte in der Kinderklinik ist der Fall auch für
Eva Magnet von der Landessanitätsdirektion "schier unglaublich".
Amtsärztin Magnet sammelt alle Fälle von FSME-Erkrankungen. Im
Vorjahr waren es zwölf, heuer gab es noch keinen Fall einer
Gehirnhaut- oder Gehirnentzündung, ausgelöst durch Zeckenbiss.
Magnet hat bislang auch keine Hinweise darauf, dass heuer ein
besonders starkes Zeckenjahr sei. Stephan Aberle vom Virologischen
Institut der Uni Wien weiß auch von keinem außergewöhnlich hohen
Zeckenvorkommen zu berichten. Amtsärztin Magnet: "An den Tagen um
den 1. Mai war es besonders warm. Da treten die Zecken so richtig in
Erscheinung."