Gramastetten in der Jungsteinzeit - Steinbeilfunde


Auf dem zum Schmalzkochbauernanwesen (Ortschaft Limberg, Gem. Gramastetten) gehörigen Felde fanden sich um 1920 folgende Artefakte:


1. Gut erhaltene Flachaxt sehr regelmäßiger Form aus Olivinserpentin.
2. Schneidenteil einer Flachaxt aus Serpentin.
3. Stark verwitterter Schneidenteil einer Flachaxt.
4. Schneidenteil einer roh zugerichteten Flachaxt.
5. Kurze, stark zusammen geschliffene Flachaxt aus dunkelgrünem, von schwarzen Erzbändern durchzogenem Olivinserpentin.
6. Schneidenteil einer Flachaxt aus Serpentin, stark beschädigt.
7. Gut poliertes Schneidenteilfragment.
8. Kleine, schmale, asymmetrische Flachaxt aus Olivinserpentin, anscheinend aus dem Bruchstück einer größeren zugerichtet.
9. Zahlreiche Nackenteile von Flachäxten aus Serpentin und Quarz von rechteckigem Querschnitt.
10. Zahlreiche ganz erhaltene Flachäxte aus Quarz.
11. Lochaxtfragment aus Hornblendeserpentin, Schneidenteil beim Bohrloch abgesprungen, Kanten und Sehneide stark beschädigt.
12. Ein Bohrzapfen aus Serpentin.
13. Ein ganzer Klopfstein aus Diorit, ein fragmentierter aus Serpentin.
14. Silexabsplisse.
15. Spinnwirtel kreisrund, beiderseits flach, aus stark verwittertem Ser¬pentin, äußerer Durchmesser 2.5 cm, Lochdurchmesser 0.6 cm.


Die verhältnismäßig große Anzahl der Fundstücke auf einer kleinen Fläche, besonders aber die in der Regel nur in Siedlungen vorkommenden Wirtel und Bohrzapfen, lassen keinen Zweifel aufkommen, dass es sich hier um einen neolithischen Wohnplatz handelt.
Beim Großklammer  fand sich auf dem Felde  ein Artefakt von merkwürdiger Form. Ein etwa faustgroßer Stein (Quarzit) zeigt in der Mitte eine zweifellos von Menschenband eingesägte, rundum laufende Rille, so dass die beiden Hälften, die eiförmige Gestalt haben, nur durch eine ziemlich schwache Lamelle zusammenhängen. Das Stück dürfte am ehesten, an einer Schnur oder einem Riemen befestigt, als Schleuderstein gedient haben, wenn es überhaupt neolithisch ist. Das Stück mochte schon ursprünglich ähnliche Form gehabt haben, die den Finder veranlagte, die Rinne zu vertiefen.
Auf einem Felde des Durstberger, Ortschaft Hamberg, Gemeinde Gramastetten, wurde eine gut erhaltene Flachaxt aus Serpentin gefunden. Durch diesen Fund, den Lehrer Stauber (Gramastetten) den Kindern zeigte, wurde eine weitere Flachaxt aus feinkörnigem Granit der Schule eingeliefert, die auf einem Felde des Mühleder, Ortschaft Aschelberg, Gemeinde Eidenberg, gefunden worden war.


Die Äxte zeigen in der Technik ihrer Herstellung eine derartige Vollkommenheit, dass man kaum annehmen kann, sie seien vom Besitzer selbst zugerichtet worden, vielmehr ist dabei au gewerbsmäßige Herstellung zu denken. Der feinkörnige, zähe Serpentin, aus dem die Äxte hergestellt sind, findet sich weder in den Schottern der Donau, noch in den geringen tertiären Lagern des vorderen Mühlviertels. Schon die Aufdeckung des Werkzeugateliers an der Langensteinerwand  hat gezeigt, dass in der Kupferzeit die Pfahlbauten unserer Seen wie auch die Landsiedlungen von einer heimischen Fabrik mit Steinwaffen versehen wurden. Nicht nur das Material, sondern auch die Art der Herstellung, besonders die schlanke und exakte Nackenform, stimmen auffallend mit den Erzeugnissen des genannten Werkzeugateliers überein, so dass wir mit einiger Sicherheit annehmen können, dass auch die steinzeitlichen Bergbauern des Mühlviertels ihren Bedarf an Steingerät aus dem genannten Atelier bezogen. — Was die kleinen Quarzäxte anlangt, so sind diese aus geeignetem heimischen Material hergestellt.

Text:Erwin Theurer