20. Internationale Tagung für Klein- und Flurdenkmalforschung

Gramastetten, 7. bis 10. Juni 2012

              

Alle zwei Jahre veranstaltet der OÖ. Arbeitskreis für Klein- und Flurdenkmalforschung (OÖ. Forum Volkskultur) unter der Leitung von Obfrau Kons. Brigitte Heilungbrunner eine internationale Heimatforschertagung. Nach Szeged in Ungarn und Kaschau in der Slowakei fand die Tagung heuer in Gramastetten statt.

Die Vorbereitung und Organisation vor Ort übernahm Kons. Dr. Thomas Schwierz, der dabei vom Gramastettner Arbeitskreis für Heimatpflege (Konsulent Adi Lehner, Kons. Herbert Ginterseder, Kons. Herbert Rechberger) unterstützt wurde.

Insgesamt waren 93 Tagungsteilnehmer aus fünf Ländern – der Slowakei, aus Tschechien, Ungarn, Deutschland und Österreich – darunter auch Universitätsdozenten und Professoren, nach Gramastetten gekommen.

Nach einer Einstimmung durch die Eidenberger Jagdhornbläser und nachdem die Obfrau Brigitte Heilingbrunner, die Ehrengäste und Heimatforscher im Gasthaus Roither begrüßt hatte,  eröffnete LAbg. Eva-Maria Gattringer die Tagung. Bgm. Mag. Andreas Fazeni stellte in einem kurzen Referat die Gemeinde Gramastetten vor und hieß die Gäste willkommen. Den Eröffnungsvortrag hielt Kons. Dr. Thomas Schwierz über die 900-jährige Geschichte Gramastettens. Der Eröffnungsabend klang mit einem gemeinsamen Abendessen und einer Vorführung der Volkstanzgruppe Gramastetten aus.

An den beiden folgenden Vormittagen bekamen die Besucher im festlich geschmückten Pfarrsaal von Gramastetten in 14 hochkarätigen Vorträgen eine bunte Vielfalt aus unterschiedlichsten Gebieten der Kleindenkmalforschung und aus verschiedenen Ländern präsentiert.

 

Modell der Pfarrkirche Gramastetten      Kons. Heilingbrunner mit Doz. Dr. Liska

Ein Vortrag soll besonders hervorgehoben werden:

Konsulentin Brigitte Heilingbrunner (Obfrau des OÖ. Arbeitskreises für Klein- und Flurdenkmalforschung) mit Benno Schinagl

Benno Schinagl war für den erkrankten Präsidenten des OÖ. Kameradschaftsbundes, Ing. MMag. Günther Rozenits, kurzfristig eingesprungen und übernahm dessen Referat über die wissenschaftliche Aufarbeitung der oberösterreichischen Kriegerdenkmäler. In nachdenklich stimmenden Worten sprach Schinagl dabei Aspekte zum Thema Kameradschaftsbund und Kriegerdenkmäler an, die weiten Bevölkerungskreisen kaum bewusst sind:

Wenn sich heute ein schwerer Unfall ereignet, steht zur psychologischen Betreuung der Betroffenen ein Kriseninterventionsteam des Roten Kreuzes zur Verfügung. Die Kriegsteilnehmer kamen schwer traumatisiert nach Hause und mussten mit dem Erlebten selbst fertig werden. So benötigten Menschen, der ihnen zuhörten. Doch die von den Schrecken der Front verschont Gebliebenen und die nachwachsende Generation wollten die „ewigen Kriegsgeschichten“ nicht mehr hören. Die Heimkehrer konnten daher nur mit Leuten reden, die sie verstanden, die nämlich selbst im Krieg waren. So fanden sich die ehemaligen Soldaten letztlich im Kameradschaftsbund zusammen, um in Gesprächen mit ebenfalls Betroffenen die traumatisierenden Erlebnisse langsam zu verarbeiten, die manche oft ein Leben lang nicht bewältigen konnten.

Aber alle kehrten nicht nach Hause. Sie waren irgendwo in der Ferne zu Tode gekommen. Die Angehörigen der Gefallenen und Vermissten hatten nicht einmal eine Grabstätte, wo sie trauern und Blumen pflanzen konnten. Auf den Kriegerdenkmälern standen wenigstens die Namen der verlorenen Söhne, Ehegatten oder Väter. Die Hinterbliebenen entwickelten zu diesen Gedenkstätten einen sehr engen persönlichen Bezug, da sie darin einen Ersatz für das fehlende Grab fanden.

Bei zwei Exkursionen mit Bussen stellten Herbert Ginterseder und Thomas Schwierz den Tagungsgästen an den Nachmittagen die sehenswertesten Kleindenkmäler in Gramastetten und Umgebung vor. Dazu gehörte eine Wanderung durch das Rodltal genauso, wie ein Besuch der Luagschmiede z´Neußerling, wo der Schmiedemeister Alois Fuchs die Herstellung von Nägeln vorführte und Kons. Robert Schöffl den alten Backofen erklärte. Die Führung durch das leider verregnete Ottensheim übernahm Brigitte Heilingbrunner.

 

Leitner-Schmied Kapelle im Rodltal            Herbert Ginterseder und Dr. Schempf

Ein Teil der Gäste fuhr am letzten Abend nach einem eindrucksvollen Gewittersturm durch eine von Wolkenfetzen und Nebelstreifen durchzogene Landschaft, in die die bereits wieder durchdringende Abendsonne bizarre Lichteffekte zauberte, nach Waxenberg, um hier zu übernachten. Angesichts der Wetterstimmungen und der hoch über dem Ort thronenden, pittoresk beleuchteten Burgruine kamen bei einem der Gäste Assoziationen mit dem romantischen Maler Caspar David Friedrich auf.

 

 

 

 

 

 

 

 

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Adi und Anni Lehner mit Brigitte Heilingbrunner
Bei der offiziellen Verabschiedung am letzten Abend bedankte Brigitte Heilingbrunner alle, die aktiv zum Gelingen der Tagung beigetragen hatten, die Mitglieder des Gramastettner Arbeitskreises für Heimatpflege mit ihren Ehegattinnen, die den Tagungsschalter gemeistert und für die Verpflegung während der Vortragspausen gesorgt hatten und auch bei den Steyregger Heimatforscherkollegen, die Taxidienste zu den Quartieren geleistet hatten. Jürgen Janku gab einen kurzen Ausblick auf die 21. Internationale Tagung 2014 in Murnau im Pfaffenwinkel in Bayern.

Am Sonntag, dem letzten Tag der Tagung, hielt Thomas Schwierz eine Führung durch die gotische Pfarrkirche in Gramastetten. Die Gäste sahen den unter anderem den Bismarckkopf im alten Chorgestühl und stiegen den Turm hinauf bis in die Glockenstube. Die Wortgottesdienstleiterin Ulli Altmüller begrüßte die Tagungsteilnehmer beim anschließenden Gottesdienst.

Textfeld:  Auch Humor und Gemütlichkeit waren nicht zu kurz gekommen. Um die Referenten an das Ende der Redezeit zu erinnern, hatte der Tagungsleiter eine Kuckucksuhr aufgestellt, wo sich auf Knopfdruck der Kuckuck betätigen ließ, was aufgrund der freundschaftlichen Stimmung im Saal jedoch nicht exekutiert wurde. Es war immer genug Zeit zu Gesprächen und zum Plaudern. Eine Präsentation der Gramastettner Tracht und ein offenes Singen mit der Stubenmusik Schwierz kamen genauso gut an, wie das Essen beim Kirchenwirt in Gramastetten oder im Gasthaus „Mitten in der Welt“ in Neußerling gelobt wurde. Die Atmosphäre während der gesamten Tagung war überaus herzlich. Die Tagungsgäste wuchsen zu einer großen Familie zusammen.

Resümee einer Tagungsteilnehmerin aus Deutschland. „Es ist so schön, wir kommen wieder und machen hier Urlaub!“

Thomas und Ulli Schwierz am Eröffnungsabend

  

 

 

            

 

 

 

 

 

Text/Fotos: Dr. Thomas Schwierz