Hams glesn? Todessturz

Linzer Volksblatt 24. Juni 1924

Todessturz von der Ruine Lichtenhag

Die Ruine Lichtenhag bei Gramastetten, ein beliebtes Ausflugsziel und bei den Linzern wohlbekannt, war gestern, Sonntag der Schauplatz eines tödlichen Unfalls. Ein junger Mann stürzte von der Ruine, die bekanntlich auf einem ziemlich steilen Felsen liegt, ab und blieb als Leiche liegen.

Über das Unglück erfahren wir:

Gestern, Sonntag, zogen ein paar Ausflügler, unter denen sich der 19-jährige Sohn des Malermeisters Julius Baumgartner aus Linz befand, lustig und froh über die Diesenleiten gegen Gramastetten und auf die Ruine Lichtenhag. Baumgartner, der auf dem Hinmarsch sich auffallend ruhig benommen hatte, ließ seiner Fröhlichkeit auf einmal die Zügel schießen. Außer Rand und Band ging es hinauf auf die Ruine. Freude und Fröhlichkeit draußen in der frischen Natur sollten leider ein jähes Ende nehmen. Die Freunde Baumgartners warnten ihn noch, sich nicht zu weit vorzuwagen. Die Gesellschaft war noch nicht lange auf der Ruine, als Baumgartner aus ungeklärter Ursache etwa 16 m tief über das Gemäuer abstürzte. Er blieb bewusstlos am Platze liegen. Es wurde die Sanitätsabteilung in Gramastetten von dem Unfall verständigt, die den Bewusstlosen in ihrem Rettungswagen aufnahm und ihn um 16:00 Uhr nach Ottensheim überführte. Der dortige Gemeindearzt konnte leider nur mehr den Tod feststellen, der durch einen Bruch der Schädelbasis eingetreten war.

Einer der Burschen, die Baumgartner auf diesem Unglücksausflug, von dem er nicht mehr lebend zurückkehren sollte, begleiteten, nahm sich den Tod des Freundes so sehr zu Herzen, dass er sich ebenfalls in die Tiefe stürzen wollte. Die anderen mussten ihn mit aller Gewalt von seinem Vorhaben abbringen und konnten sich fast nicht um den Abgestürzten kümmern. Sie mussten trachten weiteres Unheil zu vermeiden.

Aus Gramastetten wird uns dazu noch berichtet: Am Sonntagmorgen unternahmen sechs Burschen und sechs Mädchen einen Ausflug nach Gramastetten, wo sie in Baumgartners Gasthaus einkehrten. Von dort begaben sie sich um 12:00 Uhr mittags zur Ruine Lichtenhag. Der Führer des Ausflugs warnte Baumgartner einige Male die Ruine zu besteigen, da er wahrgenommen hatte, dass sich das Mauerwerk an mehreren Stellen gelockert hatte. Trotzdem stieg Baumgartner dreimal auf eine Mauer. Beim dritten Male stürzte er ab, fiel auf einen Felsen, überschlug sich und kam auf einem jungen Fichtenbaum zu liegen. Er gab kein Lebenszeichen mehr von sich. Während der Überführung nach Ottensheim erlag er um 16:30 seinen Verletzungen. Das Betreten der Ruine ist schon seit einiger Zeit verboten. Dieser Unfall hat die Notwendigkeit dieses Verbots neuerdings bewiesen.

Dieser Zeitungsausschnitt ist besonders für H.R.

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